Strasbourg, Colmar. Wein, Flammkuchen. Kanufahren,... Studienfahrt ins Elsass 2005


Wir schrieben das Datum 21. September des Jahres 2005. Die Abfahrtszeit war auf kurz nach Mitternacht festgelegt. So gegen zwei Uhr nachts trafen schließlich auch die letzten männlichen Mitstreiter der "Elsassfahrt" ein. Feucht-fröhlich und sowieso guter Dinge standen uns nun endlich die lang ersehnten zehn Stunden Busfahrt gen Frankreich bevor.

In Strasbourg angekommen, offenbarten sich uns ungeahnte Möglichkeiten. Herr Kaufhardt, der immer ungeduldiger und voller Vorfreude war, stürmte wie eine wildgewordene "Wipofurie" in unser Hotel. Die Appartements entpuppten sich als äußerst geräumig: drei Betten, eine eigene Küche mit Kühlschrank, ein Bad mit Dusche und zum Teil ein Balkon für gemütliche Abendstunden. Die Stadt wurde auch gleich am ersten Abend noch erkundet. Das beeindruckende Münster, die vielen kleinen und großen Fachwerkhäuser, das Europaparlament und das angenehme Flair der Stadt gefielen uns auf Anhieb.

Das Europaparlament erlebten wir in ganz besonderer Weise. Wir nahmen an einer Sitzung teil, in der die Beobachter aus Rumänien und Bulgarien das erste Mal anwesend waren. Schnell bemerkten wir deutliche Qualitätsunterschiede der Redner. Es ist schon eine „Leistung", eine halbe Stunde um den heißen Brei herum zu reden und doch nicht auf den Punkt zu kommen! Gleichwohl haben wir alle neue Eindrücke von der europäischen Politik bekommen, insbesondere bei der Nachbesprechung mit einem Europaabgeordneten aus Schleswig-Holstein, der uns auf viele weitergehende Fragen nähere Erläuterungen gab und ausreichend Diskussionsstoff für die Rückfahrt lieferte.



Die Kanufahrt auf der III wird uns allen sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben. Das Bombenwetter hatte erheblichen Anteil daran. Zunächst wurden die Zweierbootbesetzungen ausgelost, was zum Teil zu interessanten Paarungen führte. Wasserschlachten, Kentern und auch freiwilliges Baden standen auf der Tagesordnung. Eine Pause am idyllischen Ufer mit Sonnenbad war auch nicht zu verachten. Für den gesteigerten Spaßfaktor sorgte eine Wildwassertrainingsstrecke, die nur einige ganz Hartgesottene auf sich nahmen. Danach stand schon das ein oder andere Kanu halb voll Wasser. Nach den Strapazen des Kanusports ging es zu einem gemütlichen Grillplatz, auf dem wir den Tag bei Lagerfeuer und Edos Gitarrenspiel ausklingen ließen.

Für das leibliche Wohl während der Studienfahrt wurde in sehr unterschiedlicher Art und Weise gesorgt. Einmal gab es Tütensuppen, „Heiße Tassen" oder Süßigkeiten, an anderen Tagen wurde eine „Festtafel" errichtet! Vor allem in Colmar, unserem zweiten Aufenthaltsort, genossen wir die elsässische Küche. Flammkuchen mussten natürlich probiert werden. Dafür hatten sich Kaufi und Burmeister etwas ganz besonderes einfallen lassen. Ein typisch französisches Restaurant in einem kleinen gemütlichen Weindorf, das nicht von Touristen überlaufen war, fand bei uns allen großen Anklang. „Esst und probiert so viele Flammkuchenvarianten wie ihr könnt und wollt!" Damit war der Magen dann doch einige Zeit beschäftigt, da die elsässische Küche sich nicht gerade an den „Weight Watchers" orientiert. Ein anderes Mal zog es uns in die Berge, die Vogesen. Für Busse eigentlich ungeeignet, trieb es uns durch Serpentinen, vorbei an nicht zu verachtenden Abgründen zu einer Berghütte, in der es deftige Hausmacherküche gab. Der Magen wurde im wahrsten Sinne des Wortes auf die „Zerreißprobe" gestellt. Aber alle Achtung, es war äußerst lecker.


Auch die Geschichtskenner kamen auf ihre Kosten. Wir besichtigten einen Bunker nahe Lembach, der zur französischen Abwehrlinie des Zweiten Weltkrieges, der Maginot-Linie, gehörte. Die Völkerverständigung zwischen den ehemaligen Erzfeinden Frankreich und Deutschland stand im Vordergrund der Führung. Es war äußerst interessant, einen kleinen Einblick in die Lebensverhältnisse der damaligen Soldaten im Bunker zu bekommen, die alles andere als luxuriös waren.



Ein weiteres richtiges Highlight der Fahrt war für viele der Hochseilgarten in den Hochvogesen. Dort wurden wir, mit Helmen und Karabinerhaken ausgestattet, auf das Gelände losgelassen. Es kostete schon einiges an Überwindung und Kraft, sich nur an einem Haken hängend in die Tiefe zu stürzen. Nur Raoul bildete ein Ausnahme. Er meisterte jedes noch so unüberwindbare Hindernis in Sekundenschnelle. An dieser Stelle ein großes Lob an Herrn Burmeister, der den ganzen Spaß mit Begeisterung mitgemacht hat.
Zwischendurch haben wir uns auch kleinere Weindörfer im Elsass angesehen, deren Erscheinungsbild genau wie Strasbourg von Fachwerkhäusern geprägt war. In Riquewihr haben wir dann auch an einer Weinprobe beim sympathischen Winzer Jean Klack teilgenommen. Er erzählte uns viel über die verschiedenen Traubensorten und daraus entstehende Weine, über die Lagerung und über die Abhängigkeiten von verschiedensten Faktoren bei der Gewinnung eines „guten Tropfens". Letztendlich zeigte er uns dann auch noch Weinfässer, in denen der Wein mehr oder weniger lang gärt. Viele von uns deckten sich anschließend noch mit ausreichend Wein als Souvenirs ein. Diesen Tag schlossen wir dann inmitten eines Weinberges mit Baguette, ganz vielen verschiedenen Käsesorten und wie sollte es auch anders sein - mit Wein von Jean Klack. Wir hatten eine wunderbare Aussicht über dutzende Weinfelder und -berge.

Ein entscheidender Faktor der ganzen Reise war natürlich die Abendgestaltung. Die Party in Strasbourg sah folgendermaßen aus: "Freddy", der sich selber optimistisch als "Ober-Party-Checker" kürte, nahm das Amt auf sich, gleich am ersten Abend eine kleine Gruppe in verschiedene Discotheken auszuführen. Der erste "Laden" entpuppte sich als Flopp, da wir Unmengen an Geld hinterließen und in dieser Disco namens "Seven" ausschließlich Techno gespielt wurde. Man merke: Ausgehen in Frankreich ist teuer! Trotzdem sollte diese Erfahrung keine weiteren Auswirkungen auf unseren Gemütszustand haben, da bei den meisten von uns ohnehin schon wenige Mengen französischen Weines ausreichten, um jegliche Hemmschwellen Richtung null zu katapultieren. Wir hatten viel Spaß beim Erkunden der dunklen Gassen Strasbourgs und machten so die eine oder andere Bekanntschaft mit französischen Straßenhunden oder großen Gruppen von angeheiterten Franzosen, die prompt zu Gruppenfotos bereit standen. Auch an den nächsten Tagen in der Europastadt erkundeten wir mehrere Feiermöglichkeiten. Die Umstände sorgten jedoch dafür, dass viele von uns nach einem anstrengenden Ausflugs-Tag einfach keine Lust mehr hatten, bis in eine Bar oder ähnliches zu laufen, da die Füße ohnehin schon genug schmerzten. Dies war die Geburt der (von den Lehrkräften übrigens strengstens untersagten) Hotelpartys, welche sich in unseren wirklich übergroßen Zimmern hervorragend durchführen ließen. Natürlich, wie herausgefordert, blieben die Beschwerden der Nachbarn nicht aus. Dies zwang uns dazu, oder besser gesagt, es bewog vielmehr Freddy dazu, den nicht selten gemachten Vorschlag wahr werden zu lassen, "Old School" gemeinsam zu gucken. „Heimkino" vor dem Laptop ist auch eine mögliche Abendgestaltung.

Es soll ja jetzt nicht so klingen, als gäbe es im Elsass keine anständigen Clubs, in denen mal tanzen/zappeln kann, bis auch der Letzte müde ins Bettchen sinkt. An dieser Stelle ein Hoch auf das „Mirroir".

Die Rückfahrt führte über die französische Grenze direkt nach Freiburg. Wir mussten dort einen Zwischenstop einlegen, weil der Busfahrer nicht länger als neun Stunden am Stück fahren durfte. Dieser mehr oder minder freiwillige Aufenthalt in Freiburg bei leichtem Landregen veranlasste einige zu ausgiebigen Shopping-Touren. Andere hingegen entdeckten ihre Leidenschaft zum Kino und ertappten sich dabei, wie sie sich drei Filme hintereinander ansahen. Gegen neun Uhr abends traten wir schließlich unsere eigentliche Rückfahrt an. Nach einigen kurzen, durch übermüdete Nerven entfachte Streitigkeiten um die Platzverteilung trat langsam Ruhe im Bus ein.

Am nächsten Morgen erreichten wir eher im Halbschlaf unsere Schule. Nach Entgegennahme des Gepäcks mit dem mitgebrachten Wein leiteten wir den endgültigen Heimweg und damit eine lange Phase der Rehabilitation ein. An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankschön an die tolle Reiseleitung durch Herrn Burmmeister und Herrn Kaufhardt.

Christina Brammen und Jan-Niklas Mumm

Homepage der Stormarnschule Ahrensburg