Fahrt nach Gdynia im September 2005
Donnerstag, 22. September 2005
Ein sonniger Abend - besseres Wetter konnte man sich
doch zur Abreise
eines einwöchigen Polenaustausches nicht wünschen. Und so trafen sich
vierzehn gut gelaunter Stormarnschüler aus dem 12. Jahrgang und zwei
Lehrkräfte (Frau Dose und Herr Lasarcyk) um 18 Uhr
am Bahnhof von Ahrensburg. Uns stand eine lange und beschwerliche
Busreise bevor. Wer schon einmal eine Busreise von zwölf Stunden Dauer
gemacht hat weiß, wie sich das anfühlt. Abhilfe schaffte auch nicht der
Film, der im Bus gezeigt wurde, denn zu diesem Zeitpunkt verstand
keiner von uns nur ein Wort Polnisch.
We started out at 6 pm at Hamburg Bus Port and knew it would be a long
trip overnight. In the bus we were shown a film in Polish, which did
not really help.
Freitag, 23. September 2005
Mehr oder weniger müde kamen wir dann um halb sieben am Morgen in
Gdynia an, von da aus ging es direkt nach Hause zu unseren
Gastfamilien, unserer neuen Heimat für die nächsten Tage. Doch wir
sollten nicht zu viel Zeit da verbringen als die ohnehin viel zu kurze
Schlafenszeit. Schon am ersten Nachmittag begann die Serie an
Führungen, den Vormittag verbrachte man entweder im Bett oder beim
Shoppen in der Stadt. Die erste Tour der deutschpolnischen Gruppe
führte nach Zoppot, einer „old-fashioned" und doch durchaus nicht
verschlafenen Stadt, die bei den meisten Deutschen sehr gut ankam. Aber
natürlich kommt so ein Ort besser an als eine graue, durch
Plattenbauten geprägte Stadt wie Gdynia. Oder lag das einfach daran,
dass in der Stadt die besten Clubs und Pubs waren? Nach einer Tour
durch die Stadt begann im Zoppot der Nacht die Tour durch die Clubs.
Und diese endete erst nach Mitternacht im „Nonstop", wo die
internationale Gruppe nonstop tanzte und feierte.
The first day began a series of sightseeing tours. First We saw Sopot,
a nice old-fashoined town that we all liked right away.
Samstag, 24. September 2005
Der nächste Tag war, wie alle Tage des Austausches, voll mit Programm.
Machten wir erst einen kleinen Rundgang durch die Innenstadt von Gdynia
mit anschließendem Besuch eines Meeresaquarium. Dort lernten die
Deutschen unheimlich wichtige polnische Sätze wie „Jestem jelunem
juviam" („Ich bin eine grüne Schildkröte").
The next day there was a tour to Gdynia and the aquarium, where the
Germans were taught important sentences in Polish: "Jestem jelunem
juviam."
Abends fuhren wir mit der S-Bahn nach Danzig um dort zumeist in
Abendrobe Schlafen zu gehen - pardon, ich meine natürlich: Um dort in die
Oper zu gehen. Aufgeführt wurde „Der
Rosenkavalier" von Richard Strauss, eine Fassung in deutscher
Sprache mit polnischer Übersetzung auf einer Lauftextleiste. Durch
diesen Lauftext haben unsere polnischen Freunde mehr verstanden als wir
selbst. Auf Textverständnis durch den Zuschauer wird bei Opern
allgemein ja nur wenig geachtet. Und auch wenn es nicht so klingt: Die
Idee, in die Oper zu gehen, kam sehr gut an, das Stück war nur leider
nicht das Richtige, aber wer kann das schon vorher ahnen? Gegen 22.30
Uhr war man zurück in Gdynia. Der Abend war noch jung, also gingen die
Jugendlichen wieder weg, diesmal ins „Coco", einem edlen, aber leider
auch vergleichsweise teuren Pub. Schon war der zweite Tag um.
In the evening we went to Gdansk to the Opera House and saw an opera in
German but did not understand anything. Our Polish friends had the
anvantage that the text was displayed clearly in Polish.
Sonntag, 25. September 2005
Am dritten Tag trafen sich alle an der Schule, um mit dem Bus eine
Rundfahrt durch die Kaschubei zu machen. Die Kaschubei ist vergleichbar
mit der Lüneburger Heide, doch statt Felder gibt es dort viel mehr
Wälder und Seen. Zwischendrin stoppten wir, um eine Art Heimatmuseum zu
besuchen. Das klingt jedoch schlimmer als es war, mit Witzen kann jeder
Museumsführer den Besuch erheitern, wenn er dazu noch anfangt zu
singen, hören gleich viel mehr Leute zu.
Sunday we had a day out to Kaszubia, a bus trip through a wonderful
landscape, just like in Northern Germany. It included a visit to the
local museum where we met a highly interesting guide. He managed to
fascinate us in presenting the material.
Nach der Tour gingen einige von uns zum Shoppen in Gdynia. Man beachte:
Es war Sonntag! Dort kann man sonntags viel mehr machen als in
Deutschland. Am Abend traf man sich wieder am Meetingpoint von Zoppot,
einer Filiale einer Schnellrestaurantkette. Von dort aus begann ein
langer Marsch von einem Pub in Zoppot zum nächsten - es hat eben doch
nicht alles in Polen am Sonntag geöffnet. Schließlich kam man doch bei
einem geöffneten Club an und dort wurde bei einem abermals
feucht-fröhlichen Abend in den Geburtstag eines Deutschen und einer
Polin reingefeiert. Der ganze Abend begann sich erst gegen zwei Uhr
aufzulösen.
Montag, 26. September 2005
Nach einer viel zu kurzen Nacht traf man sich am nächsten
Morgen um eine Führung durch Danzig
zu bekommen. Auf Polnisch heißt
Danzig übrigens Gdansk, der Name erinnert eher an Dänemark, aber das
ist polnisch!
Zum Mittagessen wurden wir in eine ägyptische
Restaurantkette namens Sphinx eingeladen. Das Essen dort war lecker,
die Meinungen über den Rest blieben geteilt. Anschließend ging es mit
dem öffentlichen Bus zur Westerplatte, dem Ort, wo vor fast 70 Jahren
im Jahr 1939 der zweite Weltkrieg ausbrach. Wider den Erwartungen gab
es hier kein Museum, der ort ist fast unverändert gelassen, außer ein
paar Ruinen gab es noch viele Denkmäler, unter anderem einen Panzer und
einem Denkmal, das verblüffende Ähnlichkeit zu den Köpfen der
Osterinseln hat, beides aufgestellt zum Gedenken. An
diesem Abend war alles etwas ruhiger, man traf sich wieder im „Coco",
um noch einmal die Geburtstage zu feiern.
On Monday we went to Gdansk and saw the old town. Then we took the bus
to Westerplatte, where World War II broke out in 1939. Piotr gave us a
great tour because he had just had a special excursion to the place.
Dienstag, 27. September 2005
Der nächste Tag beinhaltete
den einzigen Ausflug der Deutschen ohne Begleitung ihrer polnischen
Gastgeber. Mit einer zweistündigen Bahnfahrt, die von allen trotz der
Plastiksitze zum Schlafen genutzt wurde, fuhr man zur Marienburg in die
gleichnamige Stadt. Die Führung durch die Burg war grundsätzlich
interessant, das Problem war nur, dass dieser Tag der Durchhängertag
war und alle Sitzmöglichkeiten in dem riesigen Gebäude dankbar
angenommen wurden, was die Burgführerin ziemlich zu nerven schien. Im
Gegenzug nervte uns ihre eintönige Erzählweise. Schade, das hätte man
interessanter gestalten können.
Zurück in Gdynia gingen wir zur
Bowlingbahn. Wieder ein Vorteil Polens gegenüber Deutschland: Das
Bowling wurde als Schulveranstaltung vom Staat subventioniert. Nach
einer Stunde war Schluss, der Sieger bekam ein Bier und danach fuhren
alle zu einem großen Hügel am Stadtrand, dort erwartete uns schon ein
Pole mit dem Lagerfeuer. Mit Würstchen und Getränken ausgestattet
konnte der Abend hoch über den Dächern von Gdynia losgehen. Eine
weitere nette Erfahrung dieses Abends, dessen Ende weit nach
Mitternacht lag, war, dass Taxi fahren viel günstiger als in
Deutschland ist. Wäre es hier auch so billig, brauchte man keinen
Nachtbus mehr, denn viel mehr würde das auch nicht kosten!
This was the day without our Polish group. By train we went about 70 km
to Malbork and saw the large castle Marienburg. It was very impressive,
only the guide was not too helpful. In the evening the students met for
bowling and afterwards enjoyed a campfire in Gdynia.
Mittwoch, 28. September 2005
Gut gelaunt
erschien man am nächsten Tag in der Schule, an diesem Tag
sollten wir
an einer Unterrichtsstunde teilnehmen. Die Äußerung einer Polin,
manchmal würde man sich wie in Hogwarts fühlen, war nicht übertrieben,
war die Schule doch ein altes Herrenhaus und vor einem halben
Jahrhundert hatten noch Adlige dieses bewohnt.
Wednesday started out with a visit at the school, an unusual building
that once belonged to a noble family.
Nach einer Stunde
Englisch bzw. Deutsch fuhr die komplette Gruppe, die Polen bekamen für
die Woche unseres Aufenthaltes Schulfrei, nach Danzig um in der
dortigen Kathedrale von Oliwa ein Orgelkonzert von einer Orgel mit über
7000 Pfeifen zu hören.
Nach einem gemeinsamen abendlichen
Abschlussessen in einem Restaurant in Gdynia begab man sich wieder in
einen Pub und feierte ein letztes Mal gemeinsam das Zusammentreffen. Es
wurde wieder ein witziger Abend, bei dem ein Pole sich bei anderen
Leuten als Deutscher ausgab (keiner der Polen hat mit uns die Woche
über auf Deutsch kommuniziert, sprechen können sie es aber!) und eine
Polin der verzweifelnden Barkeeperin mit Händen und Füßen und ein paar
Worten Griechisch klar machte, was sie bestellen wollte. Natürlich
hätte sie es auf Polnisch leichter gehabt, aber das hätte wohl nicht so
viel Spaß gemacht.
Donnerstag, 29. September 2005
Am letzten Morgen traf man sich später als sonst,
schließlich gab es genug Schlaf nachzuholen. So brachen wir auf zu
einer letzten Shoppingtour durch Danzig, wo das letzte Geld für
Andenken, Kleidung und Abschiedsgeschenke ausgegeben wurde.
Abends traf man sich wieder am Hauptbahnhof von Gdynia um dort
mit dem Bus zurück nach Hamburg zu fahren. Der Abschied fiel schwer,
schließlich trennt man sich nur ungern von neuen Freunden, aber zum
Glück wird es ein Wiedersehen geben: See you in Germany 2006!
The last day was the day of packing, of course, but we also went to
Gdansk again. In the evening we hard a hard time saying good-bye. But
we will meet our new friends in spring!
Text: Björn Gustke, Helmut Lasarcyk
Homepage der Stormarnschule Ahrensburg
eMail:
info[at]stormarnschule.de