Toni und ich lagen im Bett und erzählten. Dann sagte Toni: „Uuaa... ist das LANGWEILIG! Komm, lass doch mal auf den Friedhof gehen. Das macht bestimmt Spaß.“ Ich war misstrauisch, denn Toni war eine richtige Draufgängerin und hatte vor nichts, außer vor Wasser, Angst. Sie stupste mich an:“ Na los, sei kein Angsthase!“ „Das bin ich nicht!“, erwiderte ich. Draußen war es sehr dunkel. Es war halb zwölf, kurz vor Mitternacht. Schließlich brachte Toni mich doch dazu, auf den Friedhof zu gehen. Wir schlichen uns vorsichtig heraus, denn unsere Lehrer hielten immer Wache vor allen Türen. Wir hatten hier eine Schule und ein Internat im Schloss. Zum Glück bemerkte uns keiner und wir konnten schnell heraus. Aus allen Richtungen kam dichter Nebel. Plötzlich hörten wir ein Weinen und Schluchzen. Jetzt hörten wir auch noch ein Schniefen. Wir blieben wie angewurzelt stehen, doch unser Herz ging immer schneller. Toni und ich zitterten bis in die Knie. Plötzlich hörte ich ein kurzes Schreien. Es klang

eher abgemurkst. Toni war auf einmal nicht mehr da. Ich wurde ganz panisch. Hinter mir hörte ich ein Knacken. Ein Gespenst! Es hatte einen Schleier und ein Brautkleid an, dass ganz zerfetzt war. Das Gesicht war kreidebleich. Ihre Schminke war verlaufen und man konnte ihr gebrochenes Herz sehen. Die Augen waren ganz groß und sie weinten wie ein Wasserfall. Eine Hand griff von hinten an meinen Knöchel. Sie war eiskalt und hatte einen eisernen Griff. Gerade rechtzeitig konnte ich die Hand von mir wegtreten und zertrümmern. Ein ohrenbetäubendes Schreien kam hervor, weil ich die Hand zertrümmert hatte. Der Geist flog hinauf in den Himmel. Toni war wieder da. Sie guckte mich total verstört an, und fragte, was passiert sei. Anscheinend hatte sie nichts mitbekommen. Ich erklärte ihr alles in Ruhe. Ein Feuerwerk war am Himmel zu sehen. Ich hörte eine leise Stimme:“Das wirst du mir büßen...!“. Mehr konnte ich nicht hören. Verblüfft vom Feuerwerk und erleichtert, gingen wir wieder ins Schloss und schliefen gemütlich ein.