Die Mutprobe

,,Warum habe ich das getan?!” Josy lief die Gartenstraße entlang, heimwärts. ,,Diese Clique ist echt cool! Ich würde gerne eine von denen sein! Aber diese Mutprobe… Es war wirklich ein sehr, sehr teurer Laden, den sie da für mich ‘ausgesucht’ haben!! Um so schlimmer!” Josy fasste in ihre Jackentasche. ,,Die Uhr…300€ kostet sie! Und ich trage sie hier so einfach in meiner Tasche rum!!” Sie lief weiter. Da dachte sie wieder nach: ,,Die anderen?! Die sind einfach abgehauen! Haben mich dort alleine stehen lassen! Und die sollen wirklich cool sein?! Ich weiß nicht, ob ich da wirklich so gute Freunde finden werde… Aber ich kann einfach nicht zurückkehren! 1. Stehe ich dann da wie ein Angsthase und 2. WILL ich einfach DAZUGEHÖREN! Ich muss in diese Clique! Ich muss einfach!!! Immer werde ich ausgelacht wegen meiner Klamotten! Wir haben einfach nicht soviel Geld! Was kann ich dafür? Wenn ich in der Clique bin, wird mich keiner mehr auslachen! Dann bin ich ja auch cool!” Josy rannte weiter, in die Schubertstraße. Plötzlich blieb sie stehen. Sie hörte ein Rascheln hinter sich. ,,Ist da jemand?” Ihr lief es eiskalt den Rücken runter. Was würde ihre Mutter sagen, wenn sie zu Hause mit so einer teuren Uhr ankam? ,,Ich muss die Uhr verstecken! Hier irgendwo!” Sie legte die Uhr in einen Busch. Nun war die Uhr nicht mehr zu sehen! Es wurde dunkel. „Der teure Laden schließt um 20.00 Uhr, also in einer Stunde!” Josy lief schnell weiter nach Hause. Als sie ihr Haus von Weitem sah, hörte sie Polizeisirenen! ,,Oh mein Gott! Was ist, wenn mich die Polizei erwischt? Ich bin 15...also schon strafmündig! Nun ist es endgültig aus! Ich werde ins Gefängnis kommen! Vielleicht haben mich die anderen sogar verpetzt! Und was wird meine Mutter sagen, wenn ich jetzt ins Gefängnis komme?” Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie darüber nachdachte: ,,Ich bin doch noch das einzige, was sie noch hat! Mein Vater ist vor drei Jahren an Krebs erkrankt und gestorben und ich habe keine Geschwister. Was wird sie dann tun ohne mich?” Dieser Gedanke war einfach schrecklich! ,,Gleich wird mich die Polizei festnehmen! Oh nein! Hilfe!” Doch das Polizeiauto fuhr an ihr vorbei. Josy war es nicht, die die Polizei suchte. ,,Ich muss… ich muss einfach umkehren… meine Mutter ist mir einfach wichtiger als diese blöde Clique!” Schnell lief sie zurück in die Schubertstraße. ,,Wo ist der Busch?! Wo ist er bloß?!”, dachte sie. ,,Da ist er ja!” Sie rannte auf den Busch zu. Doch nein. Wo war die Uhr? Sie war nicht mehr an dem Platz, wo sie eigentlich sein sollte! Sie war in den Händen von Basti, dem Anführer der Clique. Er stand neben Josy, guckte sie an und lächelte gehässig.


Aylin Sengül