Liebes Tagebuch,
vorhin erlebte ich etwas sehr
Aufregendes. Ich wollte mit Gregor und dem lesenden Klosterschüler
auf dem Boot von Knudsen und einem Jungen nach Schweden
übersetzen.
Der Junge nahm uns, also Gregor, den lesenden Klosterschüler und
mich mit auf das Fischerboot. Doch da kam es unvermittelt zum Kampf
zwischen Knudsen und Gregor, da Knudsen nur Gregor und den lesenden
Klosterschüler auf seinem Boot erwartete. Ich hatte Angst, nicht
hier wegzukommen. Sie stritten um mich. Das konnte ich einfach nicht
fassen. Ich wollte doch nur vor den Anderen fliehen. Einfach nur nach
Schweden. Deshalb wollte ich auch nicht, dass sie sich wegen mir
stritten. Sie waren außer sich. Knudsen war total überrascht
über
meine Anwesenheit und war nicht damit einverstanden, mich
mitzunehmen. Gregor wollte aber unbedingt, dass ich mitkomme. Ich war
Gregor da sehr dankbar, dass er so um mich kämpfte. Wenn ich
ehrlich
bin: Ich habe mich schon ein bisschen in ihn verliebt. Er ist so
hilfsbereit, charmant und wahnsinnig sympathisch. Dann hat er sich
auch noch so für mich eingesetzt. Nur wegen ihm bin ich jetzt auf
diesem Boot. Ich bin so froh, aber auch etwas betrübt, da Gregor
nicht mehr bei mir ist. Ich habe ihn schon ein wenig in mein Herz
geschlossen und hätte gerne noch mehr Zeit mit ihm verbracht.
Jetzt
vermisse ich ihn schon und ich hoffe, dass ich ihn irgendwann einmal
wiedersehen werde. Nachdem ich mich dann von Gregor verabschiedet
hatte, was mir nicht leicht fiel, machten wir uns auf unseren Weg. Es
war sehr windig und kalt. Dann konnte man auch noch nichts sehen, da
es Nacht war. Aber das war mir in diesem Moment egal, denn ich wollte
einfach überleben und dabei dachte ich an Gregor. Die Bootsfahrt
dauerte ewig, aber war unglaublich befreiend. Man war einfach frei.
Keiner war hinter einem her und man konnte die frische Luft
genießen.
Früher war ich immer nur in der Stadt und da gab es nie so eine
frische Luft. Hier war das anders. Man konnte ein- und ausatmen und
fühlte sich frei. Es war diese wahnsinnig tolle Meeresluft, die
das
Boot umhüllte. Die ganze Fahrt über war ich so
verträumt, sodass
ich gar nichts von Knudsen und seinem Jungen bemerkte. Ich war ganz
in meinen Gedanken vertieft und hatte kein Auge für etwas Anderes.
Nun hoffe ich, dass ich in Schweden ein neues Leben anfangen kann. Da
werden die Anderen hoffentlich nicht hingelangen, sodass ich wieder
in Frieden leben kann. Ich werde mir eine Arbeitsstelle und eine
kleine Wohnung suchen. Aber was mache ich denn überhaupt mit der
Sprache. Ich kann doch gar kein Schwedisch. Hoffentlich verstehen sie
dort auch Englisch, das beherrsche ich eigentlich recht gut. Ich kann
daran eigentlich noch gar nicht denken, denn zuerst einmal bin ich
froh endlich hier weg zu können, aber ich mache mir trotzdem
Gedanken über meine Zukunft, denn ich habe noch eine Menge vor und
das möchte ich auch alles in Frieden und Freude erleben. Nun werde
ich mal aufhören, denn ich bin sehr müde und werde jetzt
versuchen
ein bisschen zu schlafen, was schwierig sein wird auf diesem Boot,
aber ich werde es probieren.
Gute Nacht! Bis morgen!
Judith