CHRISTIAN GUTOW+


Es war ein wunderschöner Tag. Pauline und Tim freuten sich auf das gemeinsame Camping mit ihrem Vater im Wald. Ihre Mutter gab ihnen viel Proviant mit. Der Kofferraum des Autos war mit der Zeltausrüstung und noch mit vielen anderen Dingen vollgepackt.

Als sie auf dem Campingplatz ankamen, suchten sie sich einen schönen, einsamen Platz. Zwischen Wald und See schlugen sie dann ihre Zelte auf. Der Vater kümmerte sich um das Lagerfeuer und um das Abendessen. Pauline und Tim schauten sich inzwischen in der Gegend etwas um und liefen ein Stück in den Wald hinein. Plötzlich hörten sie unter mehreren Büschen ein sehr seltsames Rascheln und Schmatzen. Es klang unheimlich als wären Tiere in den Büschen. Erst dachten die Geschwister, es wären Wildschweine, aber sie konnten keine entdecken. Ängstlich liefen sie durch den Wald zum Lagerfeuer zurück. Pauline rief schon von weitem: „Papa, wir haben seltsame Geräusche im Wald gehört.“ Aufgeregt erzählte sie ihm davon. „Ihr sollt euch in der Dämmerung nicht so weit vom Lager entfernen“, tadelte der Vater.

Gemütlich saßen sie später am Feuer, aßen ihre Grillwürste, wärmten sich ihre Hände und Tim erzählte Gruselgeschichten. Pauline wurde schon ganz nervös. Nach einer Stunde, als es total dunkel war, schickte der Vater sie zum Schlafen in ihr Zelt. Der Vater wusch noch das Geschirr im See ab und legte sich dann auch in sein Zelt. Nach einiger Zeit hörte er ebenfalls merkwürdige Geräusche, als würden viele Tiere an seinem Zelt vorbei laufen, aber er war zu müde zum Nachsehen und sofort eingeschlafen.












Pauline und Tim aber wurden durch die wiederkehrenden Geräusche wieder geweckt. Vorsichtig öffnete Tim den Reißverschluss des Zeltes. Er sah zwei kämpfende Ratten mit gruseligen roten Augen, die verletzt waren. Sie waren nur einen Meter von Ihrem Zelt entfernt. Pauline fand sie ekelhaft. Plötzlich rief sie entsetzt: „Guck mal, Tim. Hunderte von Ratten aus dem See laufen auf unsere Zelte zu. Ich habe Angst!“ Sie wurde kreidebleich im Gesicht und schrie nach ihrem Vater. Aber inzwischen hatten die Ratten ihr Zelt erreicht und krabbelten über ihre Beine und Arme. Tim und Pauline schrieen wie am Spieß: „Papa, hilf uns!

Sie knabbern uns an.“ Pauline und Tim hatten schon kleine Bisswunden an den Händen. Endlich erwachte der Vater wieder, sprang aus seinem Zelt zog seine zwei Kinder ins Freie. Überall traten sie gegen schwarze, nasse Ratten, die sich an ihren Hosen festbissen. Alle drei schlugen wie wild um sich, um die fürchterlichen Ratten los zu werden. Es klappte aber nicht, es waren einfach zu viele. „Kommt zum Auto!“, schrie der Vater aufgeregt. „Das ist unsere einzige Chance.“ Sie rannten um ihr Leben. Beim Auto brach der Vater einen Scheibenwischer ab und rief: „Zieht eure Hosen aus, damit ihr die festgebissenen Ratten an den verliert und steigt ins Auto! Danach schlug er die restlichen Tiere mit dem Scheibenwischer in die Flucht und sprang selbst hinein. Schnell zündete er den Motor an und fuhr los. Die Ratten verfolgten sie noch einige Meter, trotteten dann aber wieder langsam zum See zurück.

Im Auto fragten sich die drei, warum die Ratten sie angegriffen hatten. Pauline sah aus dem Fenster des Wagens zum Himmel. Es war sternklare Nacht und der Vollmond schien. Auch Vater sah von Zeit zu Zeit nach oben und fragte sich, ob eine Vollmondnacht wohl ein derart aggressives Verhalten bei Ratten verursachen könne. Er nahm sich vor, darüber mit Zoologen zu sprechen. Zunächst aber blieb der ganze Vorgang geheimnisvoll und unerklärlich.

Auf jeden Fall wollten die drei nie wieder zu diesem unheimlichen Campingplatz zurück.