Christopher Jebens
Es war einmal eine eiskalte Winternacht. Fast ganz Manhattan lag unter einer eisernen Schneedecke. Als ich am frühen Morgen die Augen öffnete, merkte ich, dass mein kleiner Bruder Christian nicht mehr neben mir lag. Ich teilte mir mit ihm nämlich ein Zimmer. Zuerst ging ich natürlich zu meinen Eltern ins Schlafzimmer in der Hoffnung, dass mein Bruder dort sei. Doch als ich dort hinein trat, lagen meine Eltern wie gewöhnlich in ihrem Bett, aber von meinem Bruder war keine Spur. Ich lief nach unten in die Küche, aber dort war mein Bruder auch nicht zu finden. Einige Minuten lief ich noch im Haus herum und suchte ihn. Vergebens. Er war einfach nicht mehr da. Ich guckte mich auch draußen um, aber ich konnte ihn nicht finden. Außerdem hätte er auch einen Brief hinterlassen, wenn er zu einem Freund oder woanders hingegangen wäre. Doch meinen Eltern wollte ich lieber nicht Bescheid sagen, denn sie würden sich nur unnötig Sorgen machen. Also versuchte ich auf eigene Faust den Fall zu klären. Sorgen machte ich mir zwar auch, doch es würde sich schon alles wieder fügen. Ich zog mir Jacke und Schuhe an und hinterließ einen Zettel, wo drauf stand: Ich bin mit Christian zum Schlittenfahren gegangen. Dann machte ich mich auf die Suche. Zuerst ging ich bei seinen Freunden vorbei, doch bei keinem dieser war er zu finden. Da fiel mir ein, dass er am See sein könnte. Als ich endlich am See angekommen war, war ich total aus der Puste. Außer einem Angler, der zehn Meter von mir entfernt auf einem Holzsteg angelte konnte ich keinen Menschen sehen und so beschloss ich diesen, nach Christian zu fragen. Plötzlich hörte ich einen ächzenden Laut aus dem Schilf und entdeckte eine knapp vier Meter lange, schwarze Schlange.
Sie bewegte sich auf mich zu und öffnete ihr großes, mit zwei langen Giftzähnen versehenes Maul. Da geriet ich in Panik und wollte schreien, doch die Schlange packte sich um meinen Hals, so dass ich keinen Ton hervorbringen konnte. Sie packte sich um meinen ganzen Körper und zog mich ins Wasser. Zum Glück hatte der Angler mein Unglück bemerkt und kam sofort angelaufen. Er stürzte sich auf das Ungeheuer und erwischte es am Hals. Sofort packte er zu und zog die Schlange aus dem Wasser. Dann nahm er sein Fischmesser und stach ihr ins Genick. Die Schlange sank blutüberströmt zu Boden und war tot. Jetzt gab er mir seine Hand und zog mich an Land. Nachdem ich mich erholt hatte, sagte ich zu ihm: „ Du hast mir das Leben gerettet.“ Er antwortete: „ Keine Ursache. Aber du solltest dir etwas Trockenes anziehen, sonst erkältest du dich noch.“ Ich fragte ihn: „ Hast du einen kleinen Jungen hier vorbeigehen sehen? Mein Bruder ist nämlich seit heute Morgen verschwunden.“ Der Angler antwortete: „ Ja, er ging Richtung Wald. Komm vielleicht holen wir ihn noch ein.“ Dann rannten wir los und tatsächlich, nach fast einem Kilometer sahen wir meinen Bruder auf einer Lichtung im Wald stehen. Doch was bewegte sich da im Gebüsch? Wir sahen einen grauen Schatten und erkannten im Schatten einen Werwolf, der geradewegs auf Christian zulief. Wir riefen den Werwolf und bewarfen ihn mit Steinen, um ihn auf uns aufmerksam zu machen. Aber er schlich weiter auf meinen Bruder zu. Da wurde ich wütend und nahm einen großen Stein und warf ihn auf den Werwolf. Der Stein traf den Werwolf am Kopf und dieser flog bei meinem Wurf komischerweise ab. Der Rest des Körpers stürzte zu Boden. Sofort lief ich zu meinem Bruder und umarmte ihn. Dann fragte ich ihn: „ Warum bist du einfach weggelaufen?“ Er antwortete: „Peter aus meiner Klasse hat gesagt, dass ich zu feige wäre alleine am frühen Morgen in den dunklen Wald zu gehen.“ „Aber der traut sich bestimmt noch nicht einmal nachts alleine aufs Klo zu gehen“, sagte ich zu Christian. „ Meinst du wirklich?“, fragte er mich. „Natürlich meine ich das. Komm wir gehen nach Hause. Mama und Papa machen sich bestimmt schon Sorgen.“„ Wollen Sie mitkommen und eine warme Tasse Tee trinken?“, fragte ich den Angler. Er antwortete: „ Oh, ja gerne.“ So gingen wir alle nach Hause. Als wir klingelten öffnete meine Mutter die Tür und fragte: „Wen habt ihr denn da mitgebracht und wo wart ihr eigentlich? Doch nicht Schlittenfahren?“ „Das ist eine lange Geschichte.“, antwortete ich. Dann gingen wir hinein und tranken Tee. Es ist mir heute noch ein Rätsel, woher der Werwolf und die Giftschlange herkamen. Doch irgendwann werde ich auch dieses Rätsel lösen.