von Marie Giffey


Ich heiße Max und bin zehn Jahre alt. Eigentlich bin ich mutig, aber ich habe tierische Angst vor unserem Nachbarn, dem alten Herrn Müller. Er ist so gruselig. Er hat überall Falten und eine komische Hakennase. Nie grüßt er oder spricht mit den Leuten. Er wirkt sehr unfreundlich und geheimnisvoll.

Heute isst mein Freund Jan bei uns Mittag. Nudeln mit Tomatensoße! Lecker!!! Aber jetzt ran ans Fußballspiel. In unserem Garten steht ein Tor. „Du bist Torwart und ich Stürmer“, sage ich. „O.K.“, antwortet Jan. Ich mache ein Hochschuss .Der Ball fliegt so weit, dass er im Garten von Herrn Müller landet. „Oh nein“, fluche ich. „Einer von uns muss über den Zaun klettern und den Ball holen!“ „Ich nicht , auf gar kein Fall!“ Jan bibbert vor Angst. „Okay, dann muss ich es wohl machen!“ Ich klettere mit zitternden Händen über den Zaun, um den Ball zu holen.

Als ich drüben angekommen bin, suche ich nach dem Ball. „Ah da ist er ja.“ Ich nehme mir den Ball und klettere schnell wieder zurück zu Jan. Der steht vor dem Zaun und guckt mich entsetzt an. Er wird ganz blass. Sein Mund steht weit offen und seine Unterlippe zittert. Erst jetzt komme ich dazu, mir den Ball genauer anzusehen. Seine Farbe hat sich verändert. Er ist plötzlich rot und Regenwürmer krabbeln aus ihm heraus. Überall tropft Blut! Der Ball ist eigentlich gar kein Ball mehr und fühlt sich wabbelig und glitschig an. Ich kann ihn kaum halten. Mir wird vor Ekel ganz schlecht. Schnell werfe ich den Ball wieder zurück über den Zaun zu Herrn Müller. Wir rennen so schnell wir können ins Haus. Erst als wir wieder in meinem Zimmer sind, können wir uns beruhigen.

Einige Zeit später klingelt es!!! „ Mama!“, rufe ich laut. Doch Mama war ja zum Einkaufen gegangen. Sollten wir die Tür öffnen? Wir nehmen unseren ganzen Mut zusammen und machen die Tür auf. Herr Müller stand draußen! Seine Falten im Gesicht wirken noch gruseliger als sonst. Er sieht ganz grau aus! Sein Blick ist so grimmig, dass die Hakennase bedrohlich wackelt. Dann fragt er mit ächzender Stimme: „Ist das etwa dein Ball???“. Ich kann kaum noch stehen und antworte zitternd „Jjjaaaa“.

Er drückt mir den Ball in die Hand und der Ball sieht wieder ganz normal aus. Ich fasse es nicht! Wir machen schnell die Tür zu.

Ob diese ganze Geschichte ein Alptraum war oder alles wirklich passiert ist, ist mir immer noch ein Rätsel.