Von Stephanie Gutow
Es war an einem Freitagabend. Thomas und Gunter sind Freunde und hatten sich zum Übernachten bei Gunter verabredet. Seine Eltern waren an diesem Abend auf einem Ball eingeladen.
Gunter und Thomas hatten sich ein Zelt im Hobbyraum aufgestellt und wollten es sich so richtig gemütlich machen. Begeistert krochen sie in das kleine Zelt hinein und erzählten sich Gruselgeschichten. Nach einer halben Stunde wurde es ihnen langweilig und krabbelten wieder hinaus. Es brannte nur eine kleine Lampe und es war sehr düster im Raum. Trotzdem spielten sie für eine Weile Ball, bis sie merkwürdige Geräusche hörten. Sie kamen aus der hintersten Ecke. „Tipp, tapp, tipp, tapp!” „Seltsam”, dachten sie und schon sahen sie zwei gruselige schwarze Handschuhe mit Skeletten darauf, die sich langsam auf sie zu bewegten. Vor lauter Schreck bekam Thomas X- und O- Beine zugleich. Gunter lächelte und sagte: „Das ist wohl ein Scherz! Wo hast du den Trick denn her?“ Thomas erwiderte ängstlich: „Gunter, du vergisst ganz, dass du hier wohnst, nicht ich.“ „Stimmt!“, meinte Gunter cool. In dieser Sekunde schossen die Handschuhe schon auf sie zu. Die Handschuhe liefen auf ihren Fingern und verfolgten die Jungen durch den Raum. Thomas krabbelte vor lauter Angst ins Zelt hinein und sah aber gleich wieder hinaus, denn er hörte einen lauten Aufprall. Gunter lag auf dem Boden und jammerte. „Was ist passiert?“, fragte Thomas. „Dieser doofe Handschuh hat mir eine Backpfeife gegeben“, sagt er und fasste sich vorsichtig an die Wange. “Es tut mir höllisch weh und meine Zähne klappern jetzt. Das sind Monsterhandschuhe“, rief Gunter verunsichert. Vorsichtig drehte er sich um. Die gefährlich Handschuhe lagen währenddessen ruhig auf dem Tisch und bewegten sich nicht. „Komm schnell ins Zelt, sie greifen gleich wieder an“, schrie Thomas. Gunter rutschte auf allen vieren ins Zelt. Aber bevor er das Zelt schließen konnte, bekam er noch die zweite Backpfeife. Das Blut lief ihm aus der Nase heraus. Trotzdem weinte er nicht und hielt sich nur seinen Ärmel an die Nase. Er wollte tapfer sein. Die Handschuhe ließen nicht locker und boxten gegen die Zeltwand. Immer wieder trafen sie die Jungen, bis das Zelt zusammenbrach. „Was sollen wir bloß machen“, fragte Thomas und fing an zu weinen. Woher kommen diese gruseligen, gefährlichen Handschuhe, überlegte sich Gunter. Er wusste keine Antwort. „Es ist eine Horrornacht für uns“, meinten beide. Auf einmal hörten sie Stimmen von Gunters Eltern, die vom Ball zurückkamen. Laut riefen die Jungen um Hilfe. Als die Mutter und der Vater die Tür vom Hobbyraum öffneten, schossen die Handschuhe auch auf sie zu und griffen an. „Welches Gruselmärchen läuft hier denn ab,“ fragte der Vater überrascht. Aber da bekam er schon die erste Ohrfeige. Die Eltern waren entsetzt. Der Vater fing mit den Handschuhen an zu kämpfen, indem er wild in der Luft herumfuchtelte. Mit einem gezielten Schlag traf er beide, woraufhin sie zu Boden fielen. Wütend trat er mehrmals auf die Handschuhe und bemerkte, dass etwas Hartes in ihnen steckte. Es steckten Batterien, ein Minimotor mit Propeller und ein Sensor in jedem Handschuh, wie Vater mit Erstaunen feststellte. Auf jeden fall waren sie jetzt flugunfähig. Die Eltern riefen geschockt aber glücklich: „Der Spuk ist vorbei, kommt heraus!“
Gunter schlich sich heran und blickte mit Erstaunen auf die am Boden liegenden Handschuhe. Er dachte nach. Auf einmal sagte er: „Ich habe da so eine Idee, wer dahinter stecken könnte“, und lief zur Haustür.
Thomas
folgte ihm. „Was ist denn? Wo willst Du hin?“
Gunter dachte an seinen Mitschüler Lasse, der zu Hause viele ferngesteuerte Modellflugzeuge hatte, um die ihn alle Schüler beneideten. Hatte Lasse nicht vor Monaten von seiner Idee berichtet, alles Mögliche fliegen zu lassen und mit einer eingebauten Kleinkamera zu verfolgen? Er rannte hinaus in den Vorgarten und sah gerade noch einen Jungen mit Kapuze und einem kleinen Apparat in der hand davon rennen. Thomas holte Gunter ein und erkannte Lasses Parka. „So ist das also“, sagte er. „hat der uns vielleicht einen Schreck eingejagt. Andererseits ist es aber toll, was er so mit seinem Papa hinkriegt!
„Stimmt“, erwiderte Gunter. „Nur glaube ich nicht, dass sein Vater von diesem Streich etwas weiß. Ich glaube, dass er darüber sehr böse wäre. Und nun sind seine fliegenden Handschuhe auch noch kaputt. Wir sollten sie ihm morgen in der Schule zurück geben. Mal sehen, was er dann sagt.“
Damit hatte der nächtliche Spuk für alle ein Ende.