Am Donnerstag, den 4.11, führte die 9a der Stormarnschule im Rahmen eines Projekttages ein Gespräch mit dem Jugendgerichtshelfer Harry Bülow und dessen Assistenten Claus Kleefeldt.
9a: Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
Claus Kleefeld: Ich habe nach meiner Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann zuerst verschiedene Arbeiten aufgenommen und schließlich meine Ader entdeckt, mich mit Jugendlichen zu beschäftigen. Ich habe mehrmals mein Studium verschoben und habe dann vor gut fünfzehn Jahren angefangen im Gemeinschaftshaus des Stadtteils Gartenholz zu arbeiten. Erst dann bin ich zum Bruno-Bröker-Haus gekommen, in dem ich vor sieben Jahren die halbe Stelle hier im Betreuungsprojekt übernommen habe. Seit zwei Jahren habe ich die Freizeitstättenarbeit niedergelegt und arbeite nur noch im Betreuungsprojekt und im Rathaus, wo ich mich mit Obdachlosen und Zuwanderern beschäftige.
9a: Was genau ist das Betreuungsobjekt?
Kleefeld: Das Betreuungsprojekt ist ein Angebot der Stadt Ahrensburg für straffällig gewordene Jugendliche im Alter von 14 bis 21 Jahren. Die einfachste Möglichkeit für Jugendliche, die an uns herantreten wollen, ist, dass sie hier im Jugendzentrum vorbeikommen, an meine Tür klopfen und dann von ihren Sorgen berichten und mich dazu auch befragen können.
Die zweite Möglichkeit ist, dass die Jugendlichen bei Bedarf von den Mitarbeitern unterstützt werden. Die dritte und letzte Möglichkeit wäre dann, dass die Jugendlichen vom Amtsgericht oder von meinem Kollegen Herrn Bülow zu mir geschickt werden.
9a: Woraus besteht Ihre Arbeit dann genau? Wenn Sie vom Amtsgericht einen Bescheid bekommen, wie gehen Sie dann vor?
Kleefeld: Es gibt verschiedene Möglichkeiten der richterlichen Sanktionierung. Die einfachste von allen ist, dass straffällig gewordene Jugendliche eine bestimmte Anzahl von gemeinnützigen Arbeitsstunden bekommen. Das fängt beim Blätter harken an, vergangenes Frühjahr habe ich zum Beispiel in Zusammenarbeit mit Jugendlichen die Blumenkübel vor dem Ahrensburger Rathaus verschönert.
Andere Fälle wären dann, dass der Richter beim Täter Defizite in der Entwicklung sieht. Diese sollen mit meiner Mithilfe bearbeitet werden. Der Jugendliche ist dann weiter zu seiner gemeinnützigen Arbeit verpflichtet, nebenbei führe ich aber auch noch Gespräche, in denen ich versuche die Defizite aufzudecken.
9a: Welche Defizite stellen Sie denn am häufigsten fest?
Kleefeld: Schwierigkeiten in der Schule oder bei der Ausbildung und auch bei der Ausbildungsplatzsuche. Ich erörtere das dann und versuche die praktischen Schritte, die zu machen sind, den Jugendlichen zu zeigen.
9a: Was für ein Klima entsteht dann zwischen Ihnen und den Jugendlichen?
Kleefeld: Da ich nun schon viele Jahre hier arbeite, kenne ich viele Jugendliche, die auch wissen, wo ich zu finden bin. Einige nutzen das auch und kommen zu mir; andere hingegen möchten nicht gerne über sich reden und tun sich dabei dementsprechend schwer.
9a: Wie gehen Sie denn dann weiter in den Gesprächen vor, wenn es nicht so recht „vorangeht“?
Kleefeld: Ich vertraue dann auf die Zeitschiene. Letztens hatte ich einen Fall mit einem Jugendlichen, bei dem die ersten zwei von insgesamt sieben Sitzungen recht zäh verliefen. Zum Ende hin spürte ich aber auch, dass ein grundsätzliches Wollen vorhanden war.
Man muss einfach verschiedene Formen des Herangehens an die Jugendlichen ausprobieren und muss so die Ecken erforschen, über die die Jugendlichen auch reden wollen.
9a: Haben Sie öfters das Gefühl „Jetzt hat sich was getan“ oder „Hier habe ich etwas in Gang gesetzt“, oder stoßen sie doch häufiger auf pures Desinteresse seitens der Jugendlichen?
Kleefeld: Das ist ganz unterschiedlich. In den Gesprächen kommt aber doch schon oft zum Vorschein, dass der Jugendliche mir gegenüber offen ist und dass eine intensive Ernsthaftigkeit vorhanden ist.
Und wenn ich dann zwei Jahre später Jugendliche wieder treffe und die mir dann beispielsweise davon berichten, dass sie eine Ausbildung angefangen haben, dann denke ich mir schon: „OK, da ist eine Bewegung entstanden“.
9a: Motiviert das?
Kleefeld: Ja. Natürlich!
9a: Sind solche kleinen Erfolgserlebnisse für Sie notwendig?
Kleefeld: Sicher. Kurzfristige Erfolge sind auf meiner Arbeitsplattform allerdings selten, deshalb vertraue ich auf die Zeitschiene und motiviere mich eher über längerfristige Erfolge.
Das Interview führten Anna-Carina Schulze, Carina Romberg, Philippe
Bonk, Nitesh Veauli und Malte Jansen.