Überraschend: Kunst aus Müll

Ahrensburg Stormarnschüler verwenden das, was andere wegwerfen. Bei einem Workshop im Marstall gestalten sie Installationen für das Verwaltungsgebäude einer Hamburger Firma.


Ahrensburg - Die einen werfen ihn achtlos weg und machen der Gesellschaft damit Probleme. Die anderen schauen genau hin und machen Kunst daraus: Müll. Ahrensburger Schüler zeigen, wie es geht.

Eine Woche haben Zehntklässler der Stormarnschule einen Workshop der Hamburger Künstlerin Katharina Duwe besucht und - statt die Schulbank zu drücken - im Marstall gearbeitet. Herausgekommen sind bemerkenswerte Arbeiten.

"Das ist wirklich Klasse", sagt Kunsterzieherin Anke Sommer, die zur Abschlusspräsentation gekommen ist. Ihr Blick fällt auf ein Brautkleid aus plötzlich ganz duftig anmutender Plastikfolie, dem eine Korsage aus Smartie-Tüten Schick verleiht.

"Eigentlich wollte ich aus den Tüten einen Fächer machen. Aber dann ist eine Korsage draus entstanden", sagt Banu Sengül (16). Sie hatte die Idee für das Kleid und die schmuck gewandete Dame. Ihre gleichaltrigen Mitstreiterinnen Hannah Otterbein und Beatrice Vollers waren sofort dabei. "Den Körper haben wir mit Pappmaschee und Kleister gemacht", sagt Beatrice und stellt vorsichtig mit den anderen das fertige Recycling-Kunstwerk für die kleine Abschluss-Ausstellung im Marstall auf. Dass Helfer des Marstallvereins Schnittchen gemacht haben und Getränke hinstellen, macht die Vernissage perfekt.

Künftig werden diese und die anderen sechs Arbeiten der 22 Jugendlichen im neuen Verwaltungsgebäude einer Hamburger Müllsortierungsfirma zu bewundern sein. Die Geschäftsführerin wohnt in Ahrensburg und hatte die Idee. "Ich war sofort begeistert", sagt Katharina Duwe, die seit Jahren Schülerworkshops im Marstall anbietet - diesmal vom Lions Club Ahrensburg gesponsert.

Vom Müllsortierungsbetrieb kam aber nicht nur die Idee. Er lieferte auch das Kunstmaterial in Form einer ganzen Lkw-Ladung Schrott: zerquetschte Dosen, Flaschen, Draht, Kabel und Folie. Katharina Duwe: "Ich war zweimal dort, um zu sichten und auszuwählen."

Ihre Wahl erwies sich als goldrichtig. Die 16-jährigen Hannes Peters, Mazin Lammers und Florian Gadow bliesen weggeworfene Plastikhandschuhe zu überdimensionalen Händen auf und verpassten ihrem "Müll-Männecken" noch alte Turnschuhe. Hannes: "Das hat definitiv Spaß gemacht." Eine verwitterte Holzpalette erwies sich als bestens geeignet für ein Stillleben zum Thema Vergänglichkeit. Duwe: "Wir haben vorher eine Stillleben-Ausstellung in Hamburg besucht."

Besonderer Hingucker ist ein Autodach. Antonia Zeiss, Mona Ulrich und Kimberly Morawitz (alle 16 Jahre alt) haben den edlen Schrott in eine Weltkarte verwandelt. Mona: "Ich hatte zufällig eine CD dabei und dachte, das passt perfekt." Jetzt glänzen etliche Scheiben auf schwarzem Grund und bilden in ausdrucksstarker Ornamentik die Erdteile ab. Draufgeklebt sind aus Aluminiumfolie geformte Musikinstrumente. Zwischen den Erdteilen pendeln Drähte: Kabel für Kopfhörer. Titel der Arbeit: "Musik verbindet".


Martina Tabel

Quelle:
  Ahrensburger Zeitung, 12. Juli 2008 - Veröffentlichung mit freundlicher Erlaubnis des Verlages

Homepage der Stormarnschule Ahrensburg

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