Was
Lisa Ponomar (Tennisfreunde Ahrensfelde) auch versuchte, Gegnerin
Karolina Kowall (TC Rot-Weiß Hagen) hatte immer eine passende Antwort
parat. Ihr Vater und Trainer Dimitri rutschte schon unruhig auf seinem
Sitz hin und her, als die Zwölfjährige im Halbfinale der norddeutschen
Meisterschaften in Glashütte überraschend mit 0:4 hinten lag.
Anderthalb
Stunden später schloss der 41-Jährige seine Tochter dann doch glücklich
in die Arme. "Ich bin so wahnsinnig stolz auf sie", sagt Ponomar. "Wie
sie nach dem deutlichen Rückstand ihre Taktik umgestellt hat, ihre
aggressiv spielende Gegnerin mit geschickten Tempowechseln immer wieder
aus dem Rhythmus gebracht hat, das war schon klasse."
Lisa
gewann zehn Spiele hintereinander, siegte am Ende mit 6:4, 6:3 und
legte damit den Grundstein für ihren ersten großen Titelgewinn. Denn
auch Endspielgegnerin Denisa Ibrahimovic (TG A./Henstedt-Ulzburg) war
Schleswig-Holsteins Nummer eins bei den Juniorinnen U 12 nicht
gewachsen - die Ahrensburgerin siegte mit 6:2, 6:1.
Viel
Zeit, den wichtigsten ihrer bislang 23 Turniersiege zu genießen, bleibt
ihr nicht. Bereits am Sonnabend fliegt Lisa mit ihrem Papa zu einem
internationalen Juniorenturnier in die Ukraine, Mitte Juni folgen in
Ludwigshafen die deutschen Jugendmeisterschaften, bei denen sie
ebenfalls zum Kreis der Favoritinnen zählt.
Wie geht das,
dass Lisa durch halb Europa tourt, während ihre Klassenkameraden in der
Schule sitzen und Mathe und Englisch pauken? "Im Moment leiden die
Noten noch nicht darunter, wenn Lisa mal ein paar Tage fehlt. Die
Stormarnschule ist da sehr entgegenkommend, unterstützt uns wo es
geht", sagt Ponomar. "Versäumtes muss Lisa natürlich nachholen." Dafür
hat die Familie in Kristin Ewers eigens eine Nachhilfelehrerin
engagiert - die praktischerweise bei den Tennisfreunden Ahrensfelde in
der ersten Damen-Mannschaft spielt.
Lisa trainiert nur
dreimal pro Woche, zweimal bei ihrem Vater, einmal bei Landestrainer
Herbie Horst in Wahlstedt. "Viele ihrer Konkurrentinnen stehen doppelt
so oft auf dem Tennisplatz. Aber davon halte ich in diesem Alter noch
nichts", sagt Ponomar. Warum ist Lisa trotzdem schon so gut? Ponomar:
"Talentierte Spielerinnen gibt es viele. Ihr Vorteil ist ihre
psychische Stärke. Sie spielt viel mit dem Kopf." Deshalb traut Ponomar
seiner Tochter auch durchaus eine Karriere im Profi-Tennis zu.
Im
Moment verfolgt Lisa das Geschehen auf der WTA-Tour aber noch nicht
besonders intensiv. "Von den ersten 20 in der Damen-Weltrangliste kenne
ich nur ein paar Spielerinnen", erzählt sie. Bei Fernsehübertragungen
aus Wimbledon, Paris oder Melbourne schaltet sie auch schon mal auf
einen anderen Kanal - vor allem, wenn dort Sendungen wie "Germany's
next Topmodel" laufen.
Für Dimitri Ponomar kein Problem: "Ich bin froh, dass sich Lisa auch für andere Dinge als Tennis interessiert." Beispielsweise für ihre beiden Zwergkaninchen Hoppel und Poppel oder für Musik. Ihre neueste Errungenschaft ist ein iPod, auf dem sie zurzeit am liebsten die Songs von Rihanna hört.