"Miss Tagesschau" erinnert sich an ihre Zeit in der Stormarnschule. Vor 100 Jahren wurde das Gebäude errichtet
Ahrensburg. Kaum hat sie das weiße Gebäude ihrer alten Schule betreten, sprudeln die Erinnerungen an die fünf Jahre, die sie hier einst verbrachte. "Einmal durften wir Schüler die Wand unseres Klassenzimmers künstlerisch gestalten", erinnert sich Dagmar Berghoff. "Und mein kubistischer Entwurf wurde als Vorlage genommen. Da war ich schon sehr stolz." Die ehemalige Tagesschau-Sprecherin besuchte die Stormarnschule in den Jahren zwischen 1953 und 1958, bevor sie mit ihren Eltern nach Harburg zog und dort ihr Abitur machte.
Jonathan Meese ist froh, an der Schule nicht "durchgenormt" worden zu sein
Damals wie heute werden die Stormarnschüler im
altehrwürdigen weißen Gebäude unterrichtet. Es ist
sogar älter als das Gymnasium selbst. Am Giebel steht das Jahr
1910. Nach der Einweihung 1911 beherbergte es zunächst eine
höhere Mädchenschule. Erst ab 1927 wurde eine Rektoratsschule
unter dem Namen des Kreises eingerichtet.
Und in den Jahren haben auch etliche bekannte Persönlichkeiten
dort die Schulbank gedrückt. Eine der bekanntesten ist wohl Dagmar
Berghoff.
"Wir hatten einen Französisch-Lehrer, der manchmal stotterte.
Eine Freundin und ich konnten uns nicht beherrschen und haben uns
totgelacht." Da seien sie vor die Tür gestellt worden.
"Draußen waren wir dann schlagartig wieder ernst." Damals sei der
Respekt vor den Lehrern noch deutlich größer gewesen als
heute.
Eine ihre Leidenschaften wurde in der Schule begründet: das
Theaterspiel. Dagmar Berghoff ging nach dem Abitur nach Hamburg zur
Schauspielschule. "Im Deutschkursus haben meine Klassenkameradin
Brigitte Sydow und ich immer die Hauptrollen bei Dramen gespielt." Wenn
sie zurückblicke, dann sei die Schulzeit aber insgesamt die
langweiligste Zeit ihres Lebens gewesen, resümiert Berghoff heute.
Ihr letzter Besuch an der Stormarnschule liegt dennoch nicht lange
zurück. "Vor zwei Jahren war ich zuletzt hier, weil mich einige
Schüler zu einem Interview eingeladen hatten", sagt die ehemalige
Chefsprecherin der Tagesschau und ergänzt lächelnd: "Ich
musste zweimal kommen, weil kein Film in der Kamera war."
Jahre nach Berghoff besuchte auch der Künstler Jonathan Meese die Schule. Er könne sich an die Zeit bis zu seinem Abitur 1989 aber so gut wie gar nicht erinnern, sagt Meese. Er sei eben "der größte Verdränger aller Zeiten". Der international renommierte Künstler schreibt über sich und die Schulzeit: "Jonathan Meese war in der Schule das hermetischste Schulkind, zum Glück, und wurde deshalb null komma null durchgenormt, dafür ist er dankbar." So habe er keine bleibenden Schäden aus der Zeit davongetragen. Weitgehend in Ruhe gelassen wurde auch der Schriftsteller Christian von Ditfurth. Nach einer unrühmlichen Schulkarriere etwa auf dem Internat Louisenlund, wo er "auf die feine Art", also wegen Verhaltensauffälligkeiten von der Schule geflogen war, kam er für die Unter- und Oberprima an die Stormarnschule.
Seit 1944 machten 3500 Schüler ihr Abitur an der Stormarnschule
"Da ich Langschläfer bin, hatte ich in Ahrensburg bald
beschlossen, die erste Stunde für mich ausfallen zu lassen und
nicht vor der zweiten zu erscheinen, oder auch mal später",
erinnert er sich heute. "Irgendwann entschied sich meine
Klassenlehrerin, dass es keinen Sinn habe, jeder meiner Fehlstunden
nachzuspüren, und verkündete, sie erteile mir Generalpardon."
Statt dem Unterricht zu folgen, habe er an vielen Vormittagen lieber
mit Klassenkameraden in einer Bahnhofskneipe Skat gespielt, so
Ditfurth. Das Abitur habe er 1972 schließlich mit einem
"streberhaften" Notenschnitt von 3,9 bestanden. Während Dagmar
Berghoff nicht ihr Abitur an der Schule machte, gehören Meese und
Ditfurth zu den insgesamt 3500 Abiturienten seit 1944. Der Lehrer
Helmut Lasarcyk arbeitet an einem Netzwerk von Ehemaligen und pflegt
die Daten auf der Internetseite der Schule ein.
Gefeiert werden soll das Jubiläum übrigens erst im kommenden Jahr, wenn auch das Richtfest für die Cafeteria ansteht. Und vielleicht betreten ja auch Dagmar Berghoff, Jonathan Meese und Christian Ditfurth zu der Feier noch einmal das altehrwürdige Ahrensburger Schulgebäude.